In einem gleichen sich alle Studierenden am WBK - Sie wollen einen mittleren oder höheren Schulabschluss erlangen:

  • den Hauptschulabschluss,
  • die Fachoberschulreife,
  • die Fachhochschulreife oder
  • das Abitur.

Und sie möchten sich gründlich auf eine qualifizierte berufliche Zukunft oder auf ein Hochschulstudium vorbereiten. Darüber hinaus sind sie mindestens 17 bzw. 18 Jahre alt und verfügen bereits über eine Berufsausbildung oder Berufserfahrung oder sie führen einen Familienhaushalt.
Weit gefehlt wäre es aber, eine/n „Standardstudierende/n“ bei uns am WBK zu erwarten. Ganz im Gegenteil:
Unter den Studierenden finden sich junge und jung gebliebene Erwachsene mit den unterschiedlichsten biographischen Voraussetzungen und verschiedensten Talenten.
Einige unserer Studierenden und ihre Wege zum und am WBK möchten wir hier vorstellen.
Vielleicht machen ihre Geschichten ja Mut und motivieren, den Schritt in Richtung „Abschluss machen“ auch endlich zu gehen!


Michelle Weber : "Das Abitur ist machbar! Wenn Ihr es wollt, dann schafft Ihr das auch, aber setzt Euch dabei nicht zu sehr unter Druck!"

Michelle Weber aus Herzogenrath - Kohlscheid ist eine der 15 Abiturientinnen und Abiturienten des Weiterbildungskollegs im Wintersemester 2022/23. Nur wenige Tage vor dem Weihnachtsfest bekam sie von Kollegleiterin OStD` Mareliese Schopen ihr Abiturzeugnis überreicht. Nun möchte Michelle Weber ein neues Ziel angehen - ein Lehramtsstudium im Bereich der Sonderpädagogischen Förderung in Köln.

Die in Lendersdorf bei Düren geborene und in Gey in der Eifel aufgewachsene Michelle Weber lebt in Kohlscheid. Die 23jährige Abiturientin hat die Note 2,1 erreicht und wird im kommenden Sommersemester ihr neues Leben als Studentin für das Lehramt an Sonderschulen in Köln starten. Alternativ könnte sie sich auch ein Lehramtsstudium für die Gesamtschulen in den Fächern Deutsch und Geschichte vorstellen. "Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet ich nach meinen nicht so rosigen Erfahrungen im Jugendschulbereich nun auf jeden Fall Lehrerin werden will", erzählt Michelle Weber.
So geradlinig wie ihre Pläne für die Zukunft war ihr bisheriger Weg hin zu ihrem Traumberuf überhaupt nicht - ein typisches Phänomen vieler Absolvent*innen des Zweiten Bildungswegs. Nach ihrer Grundschulzeit besuchte sie die Realschule in Kleinhau und erlangte 2015 die Fachoberschulreife. "Danach war ich erst einmal ratlos, ich wusste noch so gar nicht, was ich später werden wollte", so Michelle Weber. Die Agentur für Arbeit empfahl ihr den Besuch einer berufsorientierenden Maßnahme bei der Fortbildungsakademie für Wirtschaft und Verwaltung an einem Berufskolleg in Düren. Schon während dieser Zeit entstanden Zweifel, ob die von ihr eingeschlagene Richtung tatsächlich ihren Interessen entsprach. Sie absolvierte aus diesem Grund ein mehrmonatiges Praktikum in einer Einrichtung für Senioren in Vossenack, entschied sich aber dennoch erneut zu einer Weiterbildung und besuchte das kaufmännische Berufskolleg in Düren. Im Jahr 2018 erlangte sie das Zeugnis der Fachhochschulreife. Neben dem Schulbesuch war sie bereits seit 2016 in der Gastronomie und in einem Kino tätig. Nur drei Monate lang besuchte sie nach ihrem Abschluss das Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in Düren mit dem Ziel "Abitur", "...doch " , so Michelle Weber", das war eine ganz verkehrte Orientierung, diese Richtung passte einfach nicht zu mir. Eine ehemalige Lehrerin hatte mich schon früh darauf angesprochen, ob nicht ein Lehramtsstudium eine Perspektive für mich sein könnte, und nach vielen Überlegungen wusste ich endlich, was ich machen wollte: Abitur und danach Lehrerin werden".
Michelle Weber entdeckte die Homepage des Weiterbildungskollegs der StädteRegion Aachen und ließ sich vor Ort beraten. Sie arbeitete als Angestellte in einem Kino, um die Aufnahmebedingungen erfüllen zu können - Nachweis einer mindestens zweijährigen beruflichen Tätigkeit. Im Februar 2020 war es endlich so weit: Michelle Weber startete im 1. Semester des Bildungsgangs Vollzeitkolleg in Würselen, obwohl sie durch ihr Zeugnis der Fachhochschulreife auch in einem höheren Semester hätte einsteigen können. "Ich wollte alles von Anfang mitnehmen, nichts verpassen, keine Lücke in irgendeinem Fach haben", so Michelle Weber. Während der gesamten Schulzeit am WBK - 6 Semester bis zum Abitur - hatte sie ihren Berufswunsch, Lehrerin zu werden, im Hinterkopf. Sie hat sich inzwischen gut über ein Lehramtsstudium informiert und ist sich nunmehr ganz sicher, was sie beruflich machen möchte. "Vor der Zeit am WBK hatte ich keine allzu gute Meinung von Schule, das hat sich hier geändert", so die frischgebackene Abiturientin. Sie hebt lobend hervor, dass es in Deutschland den Zweiten Bildungsweg gibt, der es ermöglicht, dass junge Erwachsene die Chance auf eine neue berufliche Orientierung und auf ein Weiterkommen im Leben mit einem höheren Schulabschluss erhalten. Auch, dass es für Michelle und die meisten Studierenden am WBK elternunabhängige und nicht rückzahlungspflichtige BAföG-Förderung gibt, stellt eine große Unterstützung beim Entschluss für eine Neuorientierung dar. Michelle Weber hebt zudem hervor, dass am WBK die Studierenden reifer und älter als an den Jugendschulen und den Mitstudierenden gegenüber sehr tolerant und hilfsbereit.
Rückblickend war für Michelle Weber, die als Sprecherin in einem extrem heterogenen Semester in der Studierendenvertretung tätig war, die Corona-Phase eine echte Bewährungsprobe für Lehrkräfte und Studierende, "...ein anstrengendes Jahr für alle, und einige haben leider damals aufgegeben", so Michelle Weber. Auch würde sie sich ein noch größeres Fächerangebot für die Kollegiat*innen wünschen. Michelle Weber wird nun ein Studium in Köln beginnen, sich zur sonderschulpädagogischen Lehrkraft ausbilden lassen und sich im Masterstudium auf Gebärdensprache spezialisieren.

Wir gratulieren Michelle Weber zu ihrem Abitur und wünschen ihr alles Gute und viel Erfolg bei der Verwirklichung ihres Berufstraums. Wir freuen uns auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen mit ihr - zu Besuch am WBK!



Rebar Khalil : "Man muss ein Ziel haben, wenn man Erfolg haben will."

Rebar Khalil aus Aachen ist einer der stolzen Abiturienten und Abiturientinnen , die im Sommersemester 2022 am Weiterbildungskolleg der StädteRegion Aachen erfolgreich ihre Prüfungen abgelegt haben. Wenige Tage vor den Sommerferien bekommt der ehemalige Chemiestudent aus Aleppo von Kollegleiterin OStD` Marliese Schopen sein Abiturzeugnis überreicht. Nun möchte Rebar Khalil sein nächstes Ziel angehen - ein Studium der Physik oder der Elektrotechnik an der RWTH Aachen.

Der in Aleppo/Syrien geborene und aufgewachsene Rebar Khalil lebt und arbeitet in Aachen. Der Abiturient hat die Traumnote 1,8 erreicht und startet nun voller Vorfreude in ein neues Leben als Student der Physik oder der Elektrotechnik. "...natürlich in Aachen, an der renommierten RWTH", so Rebar Khalil. So geradlinig wie seine Pläne für die berufliche Zukunft ist sein bisheriger Lebensweg überhaupt nicht gelaufen. Der inzwischen 30jährige gebürtige Syrer hatte in seiner Heimat bereits das Abiturzeugnis erlangt und in Aleppo Chemie studiert. Doch der Bürgerkrieg und die katastrophalen Lebensbedingungen in Aleppo zwangen ihn zur Flucht. Im Dezember 2014 kam Rebar Khalil in Deutschland an, in Aachen. 6 Monate später gelang auch seinen Eltern und Geschwistern die Flucht zu Sohn und Bruder. Rebar Khalil lernte intensiv Deutsch an der Sprachenakademie in Aachen und erreichte das B1-Niveau der europäischen Fremdsprachenzertifkate. Sein Abiturzeugnis aus Syrien wurde nicht anerkannt, er begann eine Ausbildung zum Koch, hatte aber weiterhin sein Ziel vor Augen : ein Universitätsstudium. Immer schon hatte er sich sehr für Naturwissenschaften interessiert. Eine Lehrkraft vom Aachener Berufskolleg machte ihn auf die Möglichkeit aufmerksam, als Erwachsener am WBK in Würselen das Abitur nachzumachen. Rebar Khalil informierte sich "vor Ort" und meldete sich zum Wintersemester 2019 an. Er startete im ersten Semester des Bildungsgangs Kolleg, denn, so Rhebar Khalil, "ich wollte möglichst viele Fächer kennenlernen, jeden Tag vor Ort sein und Kontakte zu meinen Mit-Studierenden knüpfen, Freundschaften schließen und dabei auch weiter Deutsch lernen und sprechen." Im Bildungsgang Kolleg wurde er vom ersten Tag seiner Studienzeit durch BAföG gefördert, wofür er sehr dankbar ist. Nebenher arbeitete er auf Minijob-Basis in der Gastronomie, um sich Extraausgaben leisten zu können. Im Rückblick auf seine Zeit am WBK lobt Rebar Khalil auch die durchgängig gute Beratung und Unterstützung durch seine Stufenkoordinatorin Christina Franke und durch viele Lehrkräfte. "Besonders mein Physiklehrer Joe Oebel hat mir Mut gemacht und mich an ein Unterrichtsfach herangeführt, das ich früher als sehr schwierig empfunden habe. Und nun werde ich womöglich sogar Physik studieren!", so Rebar Khalil. Insgesamt musste er sich in Würselen an ein komplett anderes Schulsystem als in Syrien gewöhnen, vor allem auch daran, nun als Erwachsener eigenständig viel Disziplin fürs Selber-Lernen und auch Neugier auf die neuen Fächer und Interesse für die unbekannten, oft schwierigen Inhalte aufzubringen.
Sein persönliches Fazit aus der dreijährigen Studienzeit am Weiterbildungskolleg der StädteRegion Aachen lautet: "Man muss ein Ziel haben, wenn man Erfolg haben will, viel Disziplin aufbringen und Interesse entwickeln für alles auch Unbekannte". Dieses Motto wird der erfolgreiche Abiturient sicherlich auch bei der Realisierung seines nächsten Ziels beherzigen, wenn er im Herbst ein Studium der Physik oder der Elektrotechnik an der RWTH Aachen beginnen wird.

Wir gratulieren Rebar Khalil zu seinem Abitur mit der hervorragenden Note 1,8 und wünschen ihm viel Erfolg und auch viel Glück für seine private und berufliche Zukunft!
Und da Rebar Khalil ja wahrscheinlich im Aachener Raum bleiben wird, freuen wir uns auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen mit ihm!



Christopher Dunne: Abiturzeugnis unter dem Weihnachtsbaum

Christopher Dunne aus Aachen ist einer der 24 frischgebackenen Abiturienten und Abiturientinnen des Weiterbildungskollegs der StädteRegion Aachen (WBK) im Wintersemester 2021/22. Er bekam von Kollegleiterin OStD` Marliese Schopen wenige Tage vor Weihnachten sein Abiturzeugnis überreicht. Nun möchte der ausgebildete Logopäde "noch weiterkommen" und mit einem Studium neue Berufsfelder eröffnen.

Der in Augsburg geborene Christopher Dunne ist bereits 35 Jahre alt und gehört damit zu den älteren Studierenden am WBK. Er lebt und arbeitet in Aachen. Der Abiturient hat mit einer Punktzahl von 892 von 900 Punkten die Traumnote 1,0 erreicht, ihm stehen nun alle Möglich-keiten für ein Studium offen. Christopher Dunne möchte eventuell Humanmedizin studieren oder im Ausland einen Masterstudiengang im Bereich Sprachtherapie, aufbauend auf seinem erlernten Beruf als Logopäde, absolvieren. So geradlinig wie seine Zukunftspläne ist sein bisheriger Weg hin zu dem von ihm nun gesteckten Studienziel und Traumberuf nicht verlaufen - für Absolventen des Zweiten Bildungswegs jedoch typisch und nicht ungewöhnlich. Der junge Mann mit irisch-englischen Wurzeln hat nach Beendigung der Grundschulzeit in der Nähe von Freiburg ein Gymnasium bis zur 12. Klasse der Oberstufe besucht. Aus gesundheitlichen Gründen musste er das gesteckte Ziel - Abitur - aufgeben und die Schule vorzeitig abbrechen. Nachdem es ihm besser ging, absolvierte er in Freiburg eine Ausbildung als Logopäde und arbeitete in einer neurologischen Rehabilitationsklinik in Wiesbaden. Schon während der Ausbildung entwickelte sich sein großes Interesse am medizinischen Bereich der Neurologie. Um mit seiner Freundin zusammenzuleben, zog Christopher Dunne 2019 nach Aachen und arbeitete in einer neurologischen ambulanten Klinik sowie in einer Praxis für Logopädie in Aachen. Doch Christopher Dunne suchte weiter nach dem beruflichen Gebiet, das ihn wirklich erfüllen sollte. Seit 2021 ist er nun als Logopäde auf der Aachener Aphasiestation der Neurologie des Uniklinikums tätig, eine anspruchsvolle und auch sehr erfüllende Arbeit, die er gerne ausübt. Dennoch "hatte ich ich immer noch die Idee, mein verpasstes Abitur nachzuholen und noch weiterzukommen, Neues zu lernen", so Christopher Dunne. Durch die Homepage des WBK erfuhr er von der Möglichkeit, in Würselen auf verschiedenen Wegen das Abitur zu erlangen, um dann ein Studium anzustreben. Gemeinsam mit Erwachsenen, die eine ähnlich "krumme" Bildungsbiographie vorweisen wie er selbst, wollte Christopher Dunne ebenfalls das Abitur erlangen und entschied sich für den Bildungsgang abitur-online.nrw, um neben der Berufstätigkeit zeitlich flexibel und teilweise im begleiteten Selbststudium sein Bildungsziel zu erreichen. Er freute sich darauf, neben den Präsenz-Lernphasen zuhause am eigenen PC über die internetgestützte Lernplattform Logineo/Moodle Inhalte dann zu bearbeiten, wann es ihm zeitlich passte. Da er sich selbst als Autodidakt charakterisiert, war er sehr motiviert, auch neue Inhalte selbstständig vorzubereiten und seine Arbeitsergebnisse fristgemäß zu präsentieren. Zum Wintersemester 2019/20 startete er aufgrund seiner höheren schulischen Vorleistungen im zweiten Semester des Bildungsgangs abitur-online.nrw, der an zwei Abenden der Woche - am Montag und am Mittwoch - von 18.00 - 22.00 Uhr stattfindet. Christopher Dunne reduzierte seine berufliche Tätigkeit, um den Schulbesuch nicht nur "so nebenher" zu absolvieren. Abitur-online.nrw bot ihm ein extrem flexibles Zeitmodell in Kombination mit seiner Teilzeitstelle als Logopäde. Insbesondere lobt der frisch gebackene Abiturient den strukturierten Unterricht in den Präsenzphasen, die freundliche Atmosphäre am WBK und die Lehrkräfte, die "einen unterstützen, um Motivation und Freude am Lernen noch weiter zu steigern. Je mehr man lernt und weiß, desto demütiger wird man und will noch mehr wissen und lernen", so lautet das persönliche Fazit des Abiturienten nach seiner Studienzeit am WBK.
Christopher Dunne wird nun entweder ein Studium der Humanmedizin beginnen, um später Neurologe zu werden, oder er geht ins Ausland,um dort seine Berufsausbildung zu akademisieren und auf ein höheres inhaltliches Niveau zu bringen.

Wir gratulieren Christopher Dunne zu seinem Abitur mit der Traumnote 1,0 und wünschen ihm alles Gute und viel Erfolg bei der Realisierung seiner beruflichen Ziele! <
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Neues von ihm hören aus seiner Zeit "nach dem WBK-Besuch".



Lesen Sie hierzu den Artikel Glückliche zweite Schulzeit
(Frankfurter allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 18.4.2022)